Autismus

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Was Autismus ist, und was es für Autisten bedeutet, autistisch zu sein, kann man nicht in einem kurzen Infotext beschreiben. Wir möchten Ihnen hier aber zumindest einen Überblick geben.

In aller Kürze:

  • Autismus beruht vermutlich auf einer Reizfilterschwäche.
  • Autismus ist ein Spektrum.
  • Anders bedeutet nicht schlechter.

Autismus ist eine angeborene neurologische Behinderung. Autismus ist aller Wahrscheinlichkeit nach genetisch bedingt und damit auch nichts, was daher kommt, dass Eltern irgendetwas falsch gemacht hätten.

Am Anfang steht vermutlich eine Reizfilterschwäche, über die viele Autisten berichten.

Reizfilterschwäche bedeutet, dass alles, was das Gehirn von Nichtautisten automatisch nach Wichtigkeit filtert oder auch in ein Gesamtbild einbaut, ungefiltert ins Bewusstsein gelangt:

Jedes Ungebungsgeräusch (z.B. das Ticken der Uhr, das Brummen des Kühlschranks, Gespräche in anderen Räumen), aber auch optische Reize (z.B. Blinken, Flackern, zu bunt, zu grell) oder auch Gerüche oder Reize über den Tastsinn (z.B. die Kleidung).

Das Zuviel an Reizen führt dann dazu, dass auch im Verhalten Unterschiede sichtbar werden. Vermeidung von Blickkontakt etwa hilft, störende Reize auszublenden. Und das Zuviel an Reizen kann extrem anstrendend sein, zu sensorischer Überlastung führen, die sich dann in einem Meltdown entladen oder zu einem Shutdown führen kann.

In welchen Bereichen sich Schwierigkeiten oder Unterschiede vor allem zeigen, ist von Autist zu Autist unterschiedlich. Autismus ist ein Spektrum, die Mischung der einzelnen „Farbanteile“ ist dabei höchst individuell. Die mittlerweile veralteten Diagnosen „frühkindlicherAutismus“ bzw. „Kanner-Autismus“ und „Asperger-Syndrom“ sind in diesem Spektrum aufgegangen, weil Forscher erkannt haben, dass sie nur zwei Facetten in diesem viel komplexeren Spektrum abgebildet haben.

Vier Spektren in Form von senkrechten Linien in den Farben des Regenbogens, die von schwarzen waagerechten Linien aus nach oben gehen. Bei allen vier Spektren haben die verschiedenen Linien unterschiedliche Höhen.

Trotz aller Schwierigkeiten bedeutet „anders“ aber nicht notwendigerweise „schlechter“. Manche Autisten haben den Unterschied zwischen Autismus und Nichtautismus mit einem Unterschied zwischen verschiedenen Computer-Betriebssystemen verglichen, also etwa zwischen Windows und Linux.

Keins der beiden Betriebssysteme ist schlechter als das andere. Jedes hat spezifische Aufgaben, für die es besser geeignet ist. Beide sind aber untereinander nicht unbedingt kompatibel. Der Benutzer des weniger verbreiteten Betriebssystems hat dann meist den größeren Nachteil davon. Es ist zwar möglich, mit Emulatoren das andere Betriebssystem zu simulieren, um doch Kompatibiltät zu ermöglichen, aber das geht auf Kosten der Performance.

Ähnlich ist es auch mit Autismus: Viele Autisten haben neben den schon genannten Belastungen auch autismusspezifische Stärken. Wenn die Gesellschaft von ihnen aber immer erwartet, sich anzupassen, dann strengt das an. und laugt auf die Dauer aus.

Eine Autismus-Diagnose ist keine Katastrophe, das Leben mit Autismus keine Tragödie. Unter den richtigen Bedingungen kann man damit ein gutes Leben haben.

Wenn man aber falsch damit umgeht und zu wenig Rücksicht nimmt, kann das zu Zusammenbrüchen bis hin zu Burnout und Depressionen führen. Manches zeigt sich sogar schon in der Kindheit. Um das zu verhindern, sollten Eltern und andere Bezugspersonen möglichst viel über Autismus aus autistischer Perspektive wissen, und aus diesem Blickwinkel Lösungen für Schwierigkeiten finden.